Name:
Eric J. Aiden
das J. steht für Jeremiah
Alter:
25 Jahre
Herkunft:
LA, Californien, USA
Rasse / Gesinnung:
Mensch / Jäger (Vampire, Werwölfe, Verfluchte)
Aussehen:
Eric ist 1,79m gross und von muskulöser sportlicher Statur. Dunkelblondes Haar fällt ihm in einzelnen Strähnen in die sonnengebräunte Stirn, was ihm einen verwegenen Ausdruck gibt, während sich einzelne hellblonde Strähnen in seinem Haar abzeichnen, als hätte die Sonne selbst sie hinein gewebt.
Aus tiefen blauen Augen blickt stets ein wenig das verlorene Glück, dass verräterisch an schmerzvolle Tage erinnert. Wenn die Sonne in seine Augen scheint, so erscheint es, als wechselten sie ihre Farbe in einen silbrigen Ton, so dass sie wirken, als könne man direkt durch sie hindurch sehen.
Selten zeichnet ein Lächeln sein Gesicht, was ihm immer einen nachdenklichen, beinahe traurigen Ausdruck verleiht.
Um seinen Hals trägt er eine dünne Silberkette mit einem kleinen silbernen Kreuzanhänger und sein linkes Handgelenk ziert ein breiter Armreif aus Sterlingsilber, dessen Mitte eine schwarze Lapiseinlage bildet.
Auf seiner Reise trägt Eric Blue Jeans, die über den Knien altmodische Risse aufweisen, ein schwarzes Hemd, darunter ein weisses Shirt, eine dunkelbraune kurzgeschnittene Lederjacke und weisse Turnschuhe. Eric ist kein modebewusster Mensch. Er trägt, was ihm praktisch und bequem erscheint, da es jederzeit passieren kann, dass er sich plötzlich auf der Jagd befindet, wo er eben nur ein Päckchen Zigaretten kaufen wollte.
Charakter:
Eric ist ein stiller Mensch. Was er zu sagen hat, sagt er in kurzen knappen Sätzen, die er ohne Umschweife auf den Punkt bringt.
Er hasst Heuchelei und Intrigen, sowie lange Erklärungsversuche für persönliche Meinungen. Rechtfertige dich nicht für das was du fühlst... Danach richtet er sein Handeln.
Eric kann manchmal stur wirken, jedoch nur, um nicht sofort zugeben zu müssen, dass er im Unrecht ist, falls er es ist! Eigentlich denkt er stets über das nach, was ihm an Kritik oder Handeln entgegen gebracht wird und bereits nach kurzer Zeit lenkt er dann versöhnlich ein.
Dennoch fällt es ihm schwer, alte Gewohnheiten abzulegen, besonders wenn sie ihm bisher dienlich waren. Ihm ist unwichtig, wie viel besser eine Neuerung in seinem Leben ist, solange das Alte sich bewährt...
Eric wirkt aufgrund seiner Stille und seines immer ein wenig zu nachdenklichen Blickes auf manche Menschen unnahbar. Ihm selbst fällt es nicht immer leicht, den ersten Schritt auf jemanden zu zumachen, was ihn letzendlich einsam macht. Hat er aber erst einmal Freundschaft geschlossen, so verfechtet er diese bis in den Tod, sofern jene Freundschaft ihm des Todes lohnenswert erscheint.
Eigenarten
Erics Gesicht wirkt wie versteinert, wenn er gereizt wird, oder kurz vor einer Träne steht, die er nicht bereit ist, sichtbar zu weinen.
Seine Augen beginnen dann zu flimmern, so wie heisse Luft, die vom Asphalt einer Strasse aufsteigt.
Wenn er nervös ist, zündet er sich gern eine Zigarette an, die er aber nie zu Ende raucht, sondern meist nach wenigen Zügen weg wirft.
Schafft man es, ihn zu einem Lächeln zu bewegen, hat man sich seine Sympathie erkämpft, die er dann auch nicht mehr leugnen wird.
Schwächen:
Erics grösste Schwäche ist seine Erinnerung. Er will jene Kreaturen der Nacht hassen, die ihm den Glauben an das Gute jedweder Seele raubten, aber er kann es nicht. Denn zu stark ist die Bindung zu Ladard, der in ihm mehr als nur blutige Erinnerungen zurück liess.
Auch kann seine Sturheit zuweilen zu einem Problem werden, wenn er es nicht schafft, innerhalb einer gefährlichen Situation schnell genug einzulenken.
Ferner brachte ihn seine Leidenschaft für die Geschwindigkeit schon öfter in Schwierigkeiten, insbesondere bei der Verkehrspolizei hat er eine beachtliche Akte.
Besondere Fähigkeiten:
Eric wuchs am Strand von LA auf, was ihn zu einem hervorragenden Surfer machte.
Doch darüber hinaus ist er ein begnadeter Fahrer von allem was einen Motor besitzt. Er liebt die Geschwindigkeit und es gibt keine Strecke, die ihm wirklich Angst bereitet, weder auf dem Wasser noch auf der Strasse.
Ausserdem erlernte er Capoeira, eine Kampfkunst aus Brasilien, die Kampftechniken mit Akrobatik und Musik verbindet. Diese Kunst des Kampftanzes war die Basis für sein Training mit dem Schwert.
Waffen:
Eric führt ausser des silbernen Schwertes, welches er in einer Schwertscheide auf dem Rücken trägt, wo es von der Lederjacke verborgen wird, fünf silberne daumendicke Bolzen mit sich, die an einem Ende zu einer Spitze geformt sind.
Lebensgeschichte:
Schwarze Kreise tanzten vor seinem verschwommenen Blick und eine einsame Träne stahl sich aus seinen Augen, glitt an seinem Gesicht herab und versiegte in einem Kissen... Es roch nach heissem Kerzenwachs und das Knistern eines Feuers in einem Kamin erfüllte den warmen und doch fremden Raum... Sein Herz raste. Kämpfte gegen den Blutverlust an, den er erlitten hatte, und suchte das Leben zurück zu holen, dass ihm verloren gegangen war...
Was war passiert?
Eric sah das Gesicht dieses jungen Burschen vor seinem geistigen Auge. Samantha hatte Ian nach Hause gebracht. Hatte ihn ihren Eltern und ihrem grossen Bruder vorgestellt. Und während sie das tat, hatten ihre Augen geleuchtet, wie sie es noch nie zuvor taten.
Eric hätte nicht schweigen dürfen. Er hatte gespürt, dass es da etwas in Ians Augen gab, das er nicht zuordnen konnte, hatte diese fremde Macht geahnt, die sich in diesem jungen Mann verbarg, der von solcher Schönheit war, dass er damit nicht nur Samantha verzückte, sondern auch das Herz seiner Eltern eroberte. In seiner geradezu gentlemangleichen Höflichkeit hatte er jeden Zweifel vertrieben...
Und Eric hatte geschwiegen! Weil er Samantha nicht verletzen wollte... weil er sich nicht sicher war... weil er vielleicht selbst der Macht erlag, die in Ian wohnte?
Nein! Weil er der Macht erlegen war, die in Ladard wohnte!
Ians Brüder, wie Ian sie selbst beinahe liebevoll nannte, besassen das gleiche Glühen in ihren Augen, wie Ian selbst. War es dieses Glühen, das Samantha und auch Eric so sehr an sie fesselte, oder die geradezu warme Art, mit der sie sich umeinander kümmerten... er wusste es nicht. Doch als er zum ersten Mal in Ladards graue Augen geblickt hatte, war es um ihn geschehen. Jeder Zweifel war wie ausgelöscht und alles, was von nun an zählte, war diese unnatürliche Freundschaft, die sich zwischen ihm und jenem Mann entwickelte.
Eric erinnerte sich! Dieses makellos schöne Gesicht, diese suchenden, ja geradezu traurigen Augen und diese ruhige Art, mit der Ladard der Welt begegnete... das alles hatte Eric imponiert. Ladard war so anders gewesen. So anders, als all die Freunde, die er zuvor kannte und mit denen er an windigen Tagen auf den Wellen surfte, nur eine einzige Freiheit kennend... nämlich die des Meeres. Aufmüpfig, oberflächlich, respektlos... so hatte man sie genannt, ihn und seine Freunde und jene Generation, in der er aufwuchs. Dabei wollten sie doch nichts anderes, als frei zu sein. Frei von all den Konventionen, die man ihnen auferlegte, und frei von dem, was man von ihnen erwartete, das sie sein sollten.
Nun, Ladard WAR frei! Und niemals zuvor hatte ein Mensch Eric so sehr gefesselt, wie dieser.
Bleib dir treu! ,hatte Ladard immer zu ihm gesagt und dabei so seltsam gelächelt, während sich in seinen Augen etwas spiegelte, das Eric nie wirklich zu deuten wusste... oder es nicht deuten wollte.
Selten sah ich eine Seele, die so rein in ihren Gedanken, so ehrlich in ihrem Willen und so ungebrochen in ihrer Suche war, wie deine. Lass nicht zu, dass dir jemand diese Seele stielt, Eric... Meist hatte Ladard hier abgebrochen. Er wollte noch mehr sagen, deutlich stand es in seinem Blick, der ihn dann sehnsüchtig betrachtete, aber er schwieg, immer an der selben Stelle.
Was hatten sie nicht alles gemeinsam erlebt. Wie viel Spass hatte es gemacht, mit Ladard und seinen Brüdern durch das nächtliche LA zu streifen und wie vertraut war ihre Beziehung geworden!
Erneut rann Eric eine Träne über das glühende Gesicht.
Es geschah letzte Nacht!
Eric war die Treppe herunter gelaufen, die sein Zimmer vom Wohnbereich ihres Hauses trennte, als es an der Tür geschellt hatte. Er sah noch, wie Samantha die Tür öffnete, wie sich ein freudiges Lächeln über ihre Lippen schlich und sie in Ians Arme fiel, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Sie liebte diesen Kerl! So sehr, dass sie die Gefahr nicht sah... So sehr, dass niemand die Gefahr sah.
Eric erinnerte sich noch, dass er enttäuscht war, als er Ladard nicht unter den Brüdern erkannte, die nacheinander mit einem seltsamen Ausdruck in ihren Gesichtern eintraten. Die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss und kaum war jenes Geräusch verklungen, geschah es.
Eric konnte noch immer ihre Schreie hören, sah das Blut, das den Boden tränkte und in dem sich das Licht der Deckenlampe spiegelte. Es war, als wäre er gar nicht wirklich dort gewesen, denn er konnte sich nicht erinnern, etwas gefühlt zu haben. Alles war aus ihm gewichen, jedes einzelne Gefühl und zurück blieb eine Leere, die ihn mechanisch handeln liess, wie eine Puppe, an deren Fäden jemand zog.
Er griff nach dem versilberten Brieföffner, der auf der Kommode neben der Treppe lag und raste ohne zu überlegen auf Ian zu, in dessen Armen soeben Samantha zusammen sank. Ihre Schreie hatten aufgehört, ihr Körper wurde kraftlos und ihr Blick flehend. In Eric existierte nur noch ein Gedanke: Ich töte dich!
Immer wieder rasten diese Worte durch seinen Kopf, während er aus tränennassen Augen das Blut sah, in dem seine kleine Schwester gerade ertrank.
Doch er erreichte Ian nicht. Einer von dessen Brüdern trat ihm in den Weg und grinste ihn aus diesem blutverschmierten Gesicht an. Er entblösste unter seinen Lippen scharfe Reisszähne, von denen noch das frische Blut seiner Eltern tropfte und grinste Eric grausam an.
Eric reagierte nur. Er dachte nicht nach, sondern tat einfach, was der unsichtbare Puppenspieler ihm auftrug. Beherzt riss er die Faust hoch, in der er den Brieföffner hielt und rammte seinem Gegenüber das Stück Silber in die Brust. Aus vollkommen verblüfften Augen starrte dieser ihn an, bevor er mit einem eigenartigen Geräusch zu Staub zerfiel...
Eric erinnerte sich nicht mehr daran, was er in jenem Moment gedacht hatte. Vielleicht hatte er auch gar nichts gedacht. Denn das Geräsch von zu Boden fallendem Staub riss Ian aus seinem Blutdurst. Geradezu rasend vor Wut liess er von Samantha ab und sprang auf Eric zu, der ihn kaum kommen sah. Es war nur ein Schatten, der plötzlich über ihn herein brach und dann explodierte in seinem Nacken dieser unerbittliche Schmerz, dass es Eric den Atem raubte. Er versuchte sich zu wehren, lehnte sich auf, aber Ians Griff hielt ihn umklammert und mit jedem Schluck, den er geräuschvoll aus seinem Hals saugte, spürte Eric, wie ein Stück seines Lebens mit entwich. In seinem Nacken brannte es, es breitete sich aus, wie ein Feuer und es machte ihn unfähig, zu denken. Er wollte schreien, aber sein Herz begann zu rasen, hämmerte in einem unregelmässigen Tempo gegen seine Brust und löste einen Husten in ihm aus, der ihm jede Möglichkeit nahm, seinen Schmerz einfach heraus zu schreien.
Dunkle Kreise begannen vor seinen Augen zu tanzen und die Luft flimmerte, wie jene, die von heissem Asphalt aufstieg. Alles begann sich zu drehen und er spürte, wie er jede Kraft verlor, sich gegen das, was geschah, aufzulehnen. Hilflos brach er zusammen, während Ians Körper sich schwer auf seinen legte, der noch immer schmerzhaft von ihm trank. Erics Blick fiel auf seine Schwester. Ihr Leib zitterte und ihr Blick war starr zur Decke gerichtet. Das Schreien seiner Eltern war längst verstummt und Eric spürte, auch er würde bald verstummen.
Plötzlich wurde der schwere Leib von Eric herunter gerissen und er konnte noch entfernt hören, wie etwas unter Ians Körpergewicht zerbrach.
Ein Fluchen zerriss den Raum und ebenso Worte, denen Eric nicht mehr folgen konnte, aber er spürte, dass es feindliche, zornige Worte waren...
Danach wurde er vom Boden gehoben, sanft, behutsam, und scheinbar von einer solchen Leichtigkeit, die er so nicht kannte.
Eric streifte den Blick von Ladard, der ihn aus diesen endlos traurigen Augen ansah, dann wurde es schwarz um Eric herum und er stürzte in dieses haltlose Fallen, dass sich anfühlte, als fiele man ewig.
Nun lauschte Eric dem Knistern des Kaminfeuers und sog den Duft der Kerzen ein, während sein Herz noch immer viel zu schnell schlug und sich noch immer alles um ihn herum zu drehen schien.
Was war passiert? War er tot? Fühlte sich so der Tod an?
Nein! Du bist nicht tot! erhob sich da diese warme Stimme in seinem Rücken, als hätte Ladard seine Gedanken gelesen. Eine Hand, zart und liebevoll, ergriff ihn, richtete ihn behutsam auf und ein Glas wurde ihm an die Lippen gesetzt...
Instinktiv wich Eric davor zurück. Panik brach in ihm aus, die er nur schwer kontrollieren konnte. Aber Ladard blieb geduldig: Es ist nur Wasser! ,sagte er und setzte ihm das Glas erneut an die Lippen: Trink! ,befahl er liebevoll und Eric gehorchte.
Ladard liess ihn wieder zurück in die Kissen sinken, betrachtete ihn aus liebevollen Augen und strich ihm das feuchte Haar aus dem Gesicht: Alles wird wieder gut! ,flüsterte er, machte eine fliessende Handbewegung vor seinen Augen, als wollte er etwas weg wischen und erhob sich.
Eric durchfuhr Angst. Nein, lass mich nicht allein! ,schrie es in seinen Gedanken auf und mit einer ruckartigen Bewegung riss er sich von den Kissen los, nur um gleich wieder zurück zu sinken, während sich Übelkeit in seinem Körper ausbreitete und er nach Atem rang.
Ladard wandte sich wohlwollend zu ihm um und sah ihn aus diesen begehrenden Augen an... Ihre Blicke trafen sich und Eric bewegte seine Lippen, um etwas zu sagen, aber er brachte kein Wort heraus.
Ladard lächelte gutmütig: Mach dir keine Sorgen, du bist in Sicherheit!
Eric wollte etwas antworten, aber ihm fehlte einfach die Kraft. In Ladards Augen sah er, dass jener die Fragen kannte, die Eric zu stellen suchte und er erkannte auch, dass Ladard Mühe hatte, seine Fassung zu wahren, während er in Erics blaue Augen blickte, so als wollte er ihm sagen, dass es nicht mehr wichtig war, zu wissen, was geschah.
Aber Eric wollte die Antworten kennen! In ihm schrie es geradezu auf, als Ladard sich zum gehen wandte.
Nein! ,begehrte er heiser auf: Du bist mir die Antworten schuldig! ,flüsterte er.
Ladard hielt inne und sah niedergeschlagen zu Boden. Eine Sekunde verstrich, bevor er antwortete und sich dabei zu ihm umdrehte: Du kennst die Antworten doch bereits! In seinen Augen flimmerte es, als er Erics Blick traf.
Eric schüttelte leise seinen Kopf. Nein, das war nicht wahr. Nichts davon war wirklich wahr. Und so fragte er in einem geradezu trotzigen Ton: Wo ist meine Schwester?
Ladard sah ihn mitleidig an. Obgleich sein anmutiges Gesicht reglos blieb, war in seinen Augen dennoch der Schmerz zu lesen, den er empfand. Er hatte Erics Erinnerungen getrübt, hatte in ihm nur noch Sihouetten zurück gelassen, hatte ihm den Nebel des Vergessens geschenkt und doch verlangte Eric nach dieser Antwort, so unermesslich gross war seine Liebe zu Samantha gewesen: Ich konnte dich retten! antwortete er leise, Aber für deine Familie konnte ich nichts tun!
Eric starrte Ladard fassungslos an. Für ihn klang das alles einfach unwirklich. Er träumte! Das alles hier war nicht real! Das war ein Traum, er musste nur endlich aufwachen... Er war nicht fähig, etwas zu antworten, zu sehr kämpfte er gegen das Schwindelgefühl und die Tränen, die sich miteinander stritten, wer wohl die Oberhand gewann. Und dieser Nebel, der in seinem Kopf sich ausbreitete, machte es ihm schwer, überhaupt noch deutliche Bilder zu erkennen. Alles verschwamm, alles verschwand und nichts schien mehr von Bedeutung zu sein. War es Gnade? Oder ein Fluch?
Ladard atmete schwermütig aus, zog sich einen uralten antiken Stuhl an das Bett und setzte sich, während er Eric ernst ansah, als wollte er darüber nachdenken, ob er ihm wirklich erklären sollte, was geschehen war. Aber Erics Augen schrieen nach der Wahrheit, wenngleich er sich auch schon bald kaum noch erinnern konnte und das Vergessen auch den Schmerz nehmen würde, den er jetzt noch empfand. Dennoch musste Eric einen Teil der Wahrheit erfahren, nicht nur, weil er danach verlangte, sondern auch, weil es wichtig für sein Überleben war.
Mit klarer und ungetrübter Stimme setzte er an: Jetzt weisst du, was wir sind! begann er langsam und beobachtete Erics Regung: Und obgleich es dir grausam erscheinen mag... so sind wir dennoch nicht böse. Nicht alle von uns!
Eric schüttelte fassungslos seinen Kopf. Er verstand einfach nicht, was er da hörte... nein, er wollte es nicht verstehen. Aber Ladard log nicht! Ladard hatte ihn noch nie belogen und der Ernst in seinem Gesicht machte klar, dass auch das hier keine Lüge war.
Du solltest niemals erfahren, was wir sind! fuhr Ladard geduldig fort: Schon allein dafür, müsste ich dich töten!
Eric starrte Ladard an. Seine Gedanken jagten sich, rasten durch seinen Kopf wie Feuerbälle und sie ergaben einfach keinen Sinn.
...oder dich zu einem von uns machen! fügte Ladard geheimnisvoll hinzu.
Nein! entfuhr es Eric ungehalten und instinktiv presste er sich noch weiter in die Kissen, als wollte er ihm entfliehen.
Ladard lächelte: Hab keine Angst vor mir! bat er ihn: Ich werde dir deine Sterblichkeit nicht nehmen. Er sah ihn liebevoll an:
Ich gebe zu, ich hatte darüber nachgedacht! sein Blick wurde sehnsüchtig: Jemanden wie dich um mich zu haben, jemanden, der mich mit ehrlicher Aufrichtigkeit umgibt, statt mit dieser verlogenen Heuchelei, wie es die meisten anderen tun. Du weisst, dass ich dich liebe, Eric. Dich und dein Wesen, was dich zu dem macht, was du bist... frei in deinen Gedanken und frei in deinem Tun. Aber ich weiss auch, dass du niemals der sein würdest, den ich so lieben lernte, wenn ich dir deine menschliche Seele raubte. Die Unsterblichkeit hätte aus dir etwas gemacht, was ich hasste, nicht was ich liebte... Er erhob sich von seinem Stuhl und sah Eric durchdringend an: Sei unbesorgt mein Freund. Ich werde dich nicht zu einem Vampir machen. Aber ich kann dich auch nicht gehen lassen! Sie würden dich jagen, nur für dein Wissen um uns. Ich weiss, ich kann dich nicht zwingen, bei mir zu bleiben, aber ich kann dich darum bitten, es wenigstens so lange zu tun, bis ich dich lehrte, wie du dich gegen meine Art verteidigst...
Gegen deine Art? echote Eric vollkommen verstört und nichts begreifend...
Ladard lächelte geduldig: Ich lehre dich meine Geschichte, wenn du willst... und du lehrst mich... das Leben!
Seiher waren fünf Jahre vergangen und der Nebel des Vergessens wirkte. Fünf Jahre, in denen Eric von Mal zu Mal weniger an seine Familie dachte, in denen sein Misstrauen immer geringer wurde und seine Leidenschaft für Ladard immer grösser.
Und in allem was Ladard tat oder sagte, gab er Eric stets das Gefühl, dass er ihn liebte. Und diese Liebe war nicht einfach nur etwas fades und daher gesagtes... Sie war etwas besonderes! Ladard lebte für diese Liebe. Sein gesamtes unsterbliches Leben lang schon lebte er für diese eine Liebe, die er ausgerechnet in einem Sterblichen fand.
Die Erinnerungen verblassten. Eric war ein gehorsamer Schüler, der ehrgeizig lernte, was Ladard ihn am Schwert und an Weisheit zu lehren versuchte, sog wissbegierig auf, was er ihm über Vampire, Werwölfe und die Verfluchten erzählte und liess irgendwann zu, dass er ihn berührte.
Erst nur vage und ganz sanft, kaum wahrnehmbar, später aber länger, deutlicher und verlangender. Und jedesmal wurde in Eric ein Schauer ausgelöst, der ihn drohte zu übermannen, wenn er sich auch nur einmal erlaubte, der Berührung nachzugeben.
Wenn Ladards Atem seinen Nacken streichelte, wenn seine Finger sanft durch sein Haar glitten, dann war Eric nur einen einzigen Atemzug davon entfernt, zu werden, wie Ladard war. Und er spürte, wie sehr es den Vampir danach dürstete, von ihm zu trinken, sein Blut in sich aufzunehmen, nur um zu erfahren, was es heisst, lebendig zu sein.
Ladard gelang es, seine letzten Zweifel zu mildern. Mit seiner machtvollen Aura umgarnte er ihn, vernebelte er seine Gedanken durch illusionäre Wärme und verlangte nach ihm. Bis Eric nicht mehr fähig war, ihm standzuhalten.
Jahre lang hatte er es versucht, hatte sich gegen diesen fesselnden Bann gewehrt, mit dem Ladard ihn geradezu faszinierte, weil es ihm unnatürlich und falsch erschienen war, Jahre lang hatte er ihm die Erinnerungen genommen, hatte sie einfach verschwinden lassen und hatte Illusionen für ihn geschaffen, in denen er seinen Schmerz vergass. Bis zu dieser letzten grossen Bastion, die sie beide noch voneinander trennte.
Eric liess es einfach zu. Er konnte nicht mehr. Die ständige Gegenwehr war zu mühsam... sich fallen zu lassen, einfach aufzugeben, erschien ihm plötzlich so viel einfacher.
Als sich Ladards Zähne in sein Fleisch schoben, raubte der anfängliche Schmerz ihm den Atem. Einen Augenblick lang brach in ihm panische Angst aus... aber dann, nach dem ersten Schluck, den Ladard in sich aufnahm, geschah etwas, was Eric so nie zuvor erlebt hatte. Leidenschaft explodierte in seinem Innern, ausgelöst durch das, was Ladard empfand, als er von ihm trank. Es ging einfach auf ihn über und entfachte in ihm ein Feuerwerk an Genuss und Extase, dass es ihm nahezu den Verstand raubte. Minuten lang war ihm, als sei er schwerelos, und dieser wohlige Schauer nahm kein Ende, durchfuhr ihn immer und immer wieder...
So liebt ein Vampir! hatte Ladard ihm vollkommen entrückt ins Ohr geflüstert, während er ihn sanft auf den Boden bettete, dort wo zahlreiche Felle vor einem Kamin lagen, indem ein heisses Feuer brannte.
Verschwunden war jeder Zweifel, vorüber die Angst, ausgemerzt das Misstrauen... Zurück geblieben war nur noch dieses warme Gefühl, diese endlose Leidenschaft und das, was ein Vampir Liebe nannte. Und Eric kamen die Tränen, als er zum ersten Mal erfuhr, wie innig jenes Gefühl war, was ein Wesen empfand, dass der Nacht gehörte.
Und schliesslich geschah etwas, was all das zurück rief, was Ladard ihn vergessen lassen hatte. Etwas, was Eric so schmerzhaft einholte, dass er keine Zeit hatte, es zu begreifen und was so machtvoll war, dass es Liebe in Hass verwandeln konnte.
Ian kehrte zurück. Er kehrte zurück in die alten Schlossmauern, in denen sich Ladard bei Tag zurück zog und in denen sie füher Feste gefeiert hatten, damals bevor Eric in sein Leben getreten war. Doch mit ihm kam jemand, dessen Gesicht Eric einfach vergessen hatte, dessen Name in einem Nebel verschwunden war.
Als Eric in Samanthas Gesicht blickte, war ihm, als erstarrte alles, was ihn ausmachte. Sein Herz schien stehen zu bleiben, sein Blut schien zu Eis zu werden und sein Blick schien wie Glas zu sein... das zerbrach, als Samantha ihm ein Lächeln schenkte und unter ihren Lippen diese fürchterlich langen Zähne entblösste.
Eric schrie auf, wütend, gepeinigt und hilflos und floh durch die Schlossmauern, während Ladard ihm folgte.
In eine Ecke getrieben blieb Eric stehen, sein Atem ging rasselnd und in seinem Blick war Furcht, als er Ladard anstarrte, der seine Hand nach ihm ausstreckte, während sich in seinen Augen Tränen sammelten...
Bleib mir vom Leib! schrie Eric heiser, während er am ganzen Körper zitterte. Seine Augen glühten und leiser Wahnsinn schlich sich glänzend in das Blau. Der Nebel war verschwunden. Mit einem Schlag kehrten die Erinnerungen zurück und wieder sah er die blutigen Bilder seine ermordeten Familie: Du hast mich betrogen... ,stiess er hervor und wusste nicht, wie er den plötzlichen Schmerz bewältigen sollte, der ihn so unbarmherzig eingeholt hatte.
Es war nicht Angst, die er empfand, die hatte Ladard ihm längst genommen. Es war Enttäuschung und das Gefühl verraten worden zu sein.
Ladard sah ihn an, schmerzvoll und traurig: Ich hatte keine Wahl. Du hättest mir nie vertraut, hätte ich die Erinnerungen nicht ausgelöscht! Du hättest mich verlassen und wärest blind in ihre Arme gelaufen. Du kennst unser Geheimnis. Du dürftest nicht leben! Sie hätten dich getötet. er sah Eric aus flackernden Augen an: Bitte! flehte er leise: Bitte, hasse mich nicht deswegen... bitte, ich tat es für dich!
Eric wusste nicht, was er fühlen sollte. Jener, der ihm das meiste Vertrauen abgewonnen hatte, der so viele Jahre investiert hatte, um seine Liebe zu erlangen, hatte ihn betrogen!
Eric biss die Zähne aufeinander... Er musste raus hier. Weg von ihm und weg von der bitteren Wahrheit, die ihn gerade eben so unbarmherzig eingeholt hatte. Der Schmerz um die Erinnerung kam so stark zurück, dass er ihm erlag. Und so rannte er an Ladard vorbei, dem Ausgang entgegen.
Am Tor, welches aus dem Schloss heraus führte, holte Ladard ihn ein, hielt ihn zurück, während in seinen Augen Tränen schimmerten: Bitte geh nicht! flehte er: Ich ertrage die Ewigkeit nicht ohne dich!
Eric rang nach Atem. Er sah diese Augen, die weinten, sah diese Seele, die zerbrach, diese Lippen, die um ihn flehten... aber er konnte nicht. Er konnte nicht bleiben, nicht nachdem Ladard ihn so betrogen hatte. Seine Schwester, jene, die er so abgöttisch geliebt hatte, war eine jener Kreaturen, die die Nacht bewohnten, blutrünstig und gewissenlos. Eric hatte nie die Gelegenheit gehabt, um sie zu trauern oder wütend zu sein. Ladard hatte ihm das genommen. Und nun schlug es in ihn ein, unbarmherziger als alles was er bisher zu kennen glaubte.
Eric schüttelte leise seinen Kopf: Ich kann nicht anders! sagte er mit zittriger Stimme. Wie sollte ich dir je wieder vertrauen?
Ladard sah ihn gebrochen an, minutenlang, in denen ihre Augen miteinander sprachen, stumm aber nicht weniger bedeutsam. Gott, sie liebten einander... so sehr, dass es weh tat. Aber diese Liebe war nicht richtig! Sie war deshalb nicht richtig, weil Eric ein Mensch war... und weil er kein Vampir sein wollte.
Ladard nickte verstehend und reichte ihm das Schwert, dessen Führung er ihn so inbrünstig gelehrt hatte: Dann soll es so sein! Aus Liebe wird Hass und der Gefährte wird zum Jäger. Ich war wohl zu schwach, denn es war mir nicht vergönnt, die Zeit auch für dich aufzuhalten! antwortete er verloren und legte das Schwert in Erics Hände, während er ihn wehmütig ansah: Versprich mir eines, bevor du gehst! Ladards Augen bohrten sich in Erics Herz: Lass nicht zu, dass sie dich kriegen! Und wenn du sie jagst, um sie zu töten, dann denk dabei nicht an mich, Eric, denn ich habe dich geliebt...!
Eric spürte, wie eine Träne aus seinen Augen trat, die er nicht mehr zurück halten konnte. Es gab so viel, was er hätte antworten können, so viel, was er ihm hätte sagen wollen, aber er konnte nicht. Hinter Ladard tauchte Samantha auf und sie funkelte ihn aus ihren grünen giftigen Augen an, in die sich das Herz einer Schlange gelegt hatte. Ladard hatte recht. Die Dunkelheit veränderte den Menschen, der sie empfing. Und es riss die alten Narben wieder auf, die Ladard so mühevoll geschlossen hatte. Sein Herz blutete und nie wieder würde es aufhören zu bluten. Eric hasste! Zum ersten Mal in seinem Leben hasste er und es war ein heisses, qualvolles Gefühl, was ihn durchströmte, während er erkannte, dass es jene Kreaturen waren, die er einst liebte, die seine Schwester zu etwas gemacht hatten, was er nun zu hassen begann.
Geh nach Parisé! ,flüsterte Ladard ihm zu, als Samantha und Ian sich näherten: Seelen wie wir sind dort zu Hause! Ich werde dich dort finden... eines Tages, wenn die Zeit reif ist... ,und dann bedeutete er Eric mit einem Nicken, endlich zu gehen, bevor seine Schwester ihn erreichte, um ihm seine Menschlichkeit zu rauben, wie es in ihrer Natur lag. Er legte Eric noch rasch einen kleinen Umschlag in die Hand, den er aus der Innenseite seines Hemdes hervor gezogen hatte und sagte: Das ist die Nummer zu einem Bankkonto. Mach dir keine Sorgen, ich habe mich immer um dich gekümmert!
Eric sah Ladard fragend und unsicher an, aber der liess ihm keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, sondern schob ihn hastig durch das Tor, bevor er sich zu Ian umdrehte, um ihn und Samantha davon abzuhalten, Eric zu jagen, wie Vieh...
>>Heut ist ein guter Tag zum Sterben!<<