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White Wolfs Legende

 

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  • Thema von Dorian im Forum Deine Ankunft

    Der Schnee knarrte, als die Last des toten Körpers auf ihn drückte. Dann hörte man Schritte durch die Gasse knarren.
    Dorian Ardell hatte sich noch einmal gestärkt, bevor er nach Parisé aufbrach. Der Schnee rieselte langsam zur Erde, als der Vampir mit entschlossenem Blick in den Bahnhof von Seattle eintrat. Seine grünen und zugleich feurigen Augen blickten sich eingehend um, bevor er weiter ging. Überall waren Menschen zu sehen und Dorian bewegte sich elegant mitten durch die Mengen hindurch.
    Schließlich erreichte Dorian den Bahnsteig an dem der Zug nach Parisé halten würde.
    `Was hätte Creep wohl gesagt, wenn er mit mir hier stehen könnte? Ich sehe seine Augen noch immer vor mir. Sicher hätten sie geleuchtet wie die Augen eines Kindes, das sich auf seine Geburtstagstorte freut.`
    Für Dorian wurde es nun Zeit wieder einmal den menschlichen Freuden nachzugehen, also zog er langsam eine Zigarre aus seinem Mantel und hielt sie sich unter die Nase.

    Das Klicken seines Benzinfeuerzeugs durchschnitt schließlich die nächtliche Stille, die auf jenem Gleis herrschte und der Rauch der entzündeten Zigarre stieg zielstrebig durch die tanzenden Schneeflocken auf, als Dorian den Rauch, während er seinen Blick in den Himmel richtete, herausblies. Der Mond stand hoch am Himmel und die Kälte äußerte sich auf den Gesichtern der wenigen, ebenfalls wartenden Menschen, die sich auf jenem Gleis befanden.
    `Wann habe ich verlernt, der zu sein, der ich einst war?`, dachte Dorian, während er noch immer in den nächtlichen Himmel sah. `War es an jenem Tag, da mein Herz zu schlagen aufgehört hatte und ich die Luft nicht mehr zum Atmen benötigte? Oder war es, nachdem ich alles verloren hatte, was ich besaß? Über zwei Jahrhunderte sind bereits vergangen und alles was ich kannte... , nein, ...alles was ich liebte,... existiert nicht mehr! Nur ich... ich bin immer noch da... . Werde ich denn immer da sein, während alles um mich herum zerfällt? ...`

    Plötzlich wurde Dorian aus seinen Gedanken gerissen. Ein junges Mädchen tippte ihn von der Seite an. Ihr zartes Gesicht blickte ihn frierend aus eisblauen Augen an und in ihrem langen, blonden Haar tauten die kleinen Eiskristalle. Zwischen ihren sinnlichen, und trotz der Kälte, herrlichen roten Lippen steckte eine Zigarette und schließlich fragte sie
    „Tschuldigung Mister! Hätten sie vielleicht mal Feuer?“
    Dorians grüne Augen leuchteten förmlich und auf seinen Lippen war ein kaum sichtbares Lächeln zu erkennen.
    „Du solltest nicht Rauchen!“, antwortete er ihr schließlich, während er in seiner Hosentasche nach dem Feuerzeug wühlte.
    Dorians Haar wehte verwegen im Wind, als er die Zigarette des Mädchens ansteckte. Nachdem diese einen tiefen Zug genommen hatte, erwiderte sie
    „Ja, vielleicht sollte ich damit aufhören, aber sie Rauchen ja auch und sogar noch eine stinkige Zigarre.“ Nun lachte Dorian und drehte den Kopf elegant zu den Mädchen hin, um mit seinen magischen Augen tief in die Ihren zu blicken. Dann nahm auch er einen tiefen Zug an seiner Zigarre.
    „Zigarren raucht man nicht! Man pafft sie!!!“, erwiderte er mit einem verführerischen Lächeln.

    Das Mädchen lächelte schließlich zurück, rauchte ihre Zigarette dann aber weiter. Jedoch wich sie nicht von der Stelle, lediglich ihr Blick wanderte nun auf die vor ihr liegenden Gleise. Dorian hingegen blickte nun in die Ferne. Eine ganze Weile verweilten sie schließlich so, bis die junge Dame wieder zu ihm aufblickte.
    „Frieren sie denn nicht?“, fragte sie neugierig und mit zitternden Lippen. Dorian blickte sie nicht an, paffte bedächtig weiter und während er den Rauch der Zigarre aus seinen Mundwinkeln entweichen ließ, sagte er mit trauriger und zugleich nachdenklicher Stimme
    „Ich friere schon so lange nicht mehr..., weil ich viel kälter bin als der beißende Wind und die klirrende Kälte!“
    Das Mädchen blickte nun fragend auf das Profil des jugendlich wirkenden Mannes. Und plötzlich, so als wäre er aus einem Traum gerissen worden, blickte Dorian sie wieder an. Dann schlich sich wieder sein geheimnisvolles Lächeln auf seine Lippen.
    „Ich bin Kanadier! Winter ist für mich das Normalste auf der Welt.“, fügte er hinzu. Das Mädchen lachte nun auch wieder.
    „Kann ich vielleicht “du“ zu ihnen sagen? Ich komm mir sonst irgendwie vor, als würde ich zu einem Beamten sprechen.“
    „Es sei Euch gewährt Mademoiselle.“, antwortete Dorian noch immer lächelnd.

    Und während sie sich noch eine Weile weiter unterhielten, fuhr der Zug schließlich auf dem Gleis ein.
    „Nächster Halt: Parisé!“, sagte Dorian. Und das Mädchen fügte hinzu „Na dann wollen wir mal!“
    Beide stiegen nun in den Zug ein und setzten sich schließlich in dasselbe Abteil. In jenem Abteil saßen sich bereits zwei ältere Damen gegenüber. Nur die ebenfalls gegenüberliegenden Fensterplätze waren noch frei.
    Dorian blickte während der Fahrt hin und wieder aus den Fenster und beobachtete den vorbei sausenden Schnee. Das Mädchen blickte ihn jedoch ununterbrochen mit einem sinnlichen Lächeln an. Dorian bemerkte dies schnell. Schließlich fragte er.
    „Hast du irgendwas?“
    „Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du aufregende Augen hast?“, erwiderte sie. Dorian senkte nun den Blick in der Hoffnung, sie könnte seine Augen nicht mehr erblicken. Dann sah er jedoch verlegen wieder auf. Er konnte seine Augen einfach nicht vor ihr verbergen, denn immer wenn er sie Ansah, blickte er ebenfalls in ihre eisblauen, interessiert blickenden Augen.
    „Alle Kanadier haben solche Augen!“, antwortete er noch immer verlegen. Dann blickte er schnell wieder aus den Fenster. Die Zeit verstrich und der Schneefall wurde stärker. Auch der Wind machte sich bemerkbar, indem er an dem gesamten Zug rüttelte. Plötzlich gab es eine Durchsage.

    ´Wir bitten sie darum, nach der Ankunft in Parisé, den Bahnhof nicht zu verlassen, da zur Zeit ein heftiger Schneesturm über die Stadt hinwegfegt. Danke für ihr Verständnis`

    „Na super!!!”, stieß das junge Mädchen schließlich hervor. Dorian sah sie nur kurz an und dann widmete er sich wieder dem Blick aus dem Fenster. Schließlich erreichten sie den Bahnhof von Parisé. Der Zug war fast völlig in Schnee gehüllt und alle gingen schnell zur Haupthalle des Bahnhofes. Dort wartete bereits ein Mann, der zu dem Bahnhofspersonal gehörte auf die ankommenden Reisenden. Dorian und das Mädchen gingen noch immer nebeneinander.

    Der Mitarbeiter des Bahnhofs erklärte schließlich, dass in der Lounge und in deren Nebenräumen, Notunterkünfte eingerichtet worden seinen, und dass die Reisenden die Nacht über in jenen Unterkünften verweilen sollten. Dies passte Dorian jedoch überhaupt nicht. Er wusste, dass es in diesem Bahnhof unmöglich sein würde den Sonnenstahlen des nächsten Tages zu entkommen. Er musste hier weg, und zwar sofort. Während die restliche Personen sich schließlich in ihren Unterkünften niederließen, ging Dorian fast unbemerkt zu einem der Notausgänge. Doch plötzlich ertönte eine Stimme hinter ihm.
    „Hey..., wo willst du denn hin?“, fragte die liebliche Stimme des jungen Mädchens.
    „Du wirst erfrieren, wenn du nach draußen gehst!!!“, fügte sie noch hinzu.
    „Ich werde nicht erfrieren!“, antwortete Dorian mit ruhiger Stimme, während er noch einmal tief in ihre eisblauen Augen blickte. Er sah in ihren Gedanken, dass sie tatsächlich Angst um ihn hatte. Dann lächelte er sie an.
    „Ich hab dir doch gesagt, dass ich kälter bin, als der beißende Wind und die klirrende Kälte. Ich werde nicht erfrieren,... glaub es mir! Aber du musst hier bleiben, denn du kannst nicht mit einem wie mir gehen und ich kann nicht hier bei dir bleiben, denn dann würde ich schon bald verbrennen! Lass mich gehen,... ! Es ist besser für dich.“

    Und mit diesen Worten huschte er durch die Tür davon. Das Mädchen blieb geschockt stehen und blickte noch eine Weile auf die bereits geschlossene Tür
    `Aber ich kannte doch noch nicht einmal deinen Namen... !`, dachte sie.
    Dorian stand nun unbeeindruckt in dem tosenden Schneesturm. Sein langes, blauschimmerndes Haar wehte wild umher und spielte mit den unzähligen, eisigen Schneeflocken.
    `Na dann wollen wir mal!`, dachte er sich und sah mit seinen vampirischen Augen, direkt durch den Schnee hindurch, auf den Weg der vom Bahnhof weg führte. Dann schritt er zielstrebig durch den undurchsichtigen Schnee, Richtung Innenstadt.

    TBC:Schattenspiele



    >>Die Nacht ist mein Tag<<

  • Dorian ArdellDatum27.01.2005 23:03
    Thema von Dorian im Forum Inaktive Chars

    Zweitchar von Loan


    Name
    Dorian Ardell


    Alter
    Das irdische Leben dieses Vampirs endete, als dieser gerade einmal 24 Jahre alt war, somit ist sein natürlicher Alterungsprozess zu diesem Zeitpunkt unterbrochen worden. Insgesamt jedoch, ist Dorian bereits 213 Jahre alt.

    Herkunft
    Er wurde am 30.April 1791, in einem kleinen Ort nah Montreal/ Kanada geboren. Mit 21 Jahren, kämpfte er im britisch-amerikanischen Krieg und verlor dabei seine große Liebe.

    Rasse/ Gesinnung
    Seit jenem verhängnisvollen Tag, an dem Dorian noch einmal den Platz aufsuchte, wo er seine Geliebte das letzte Mal sah, wurde ihm der wundervolle Anblick der wärmenden Morgensonne genommen. Nun streift er Nacht für Nacht als Vampir durch die Welt.

    Dorian wirkt nach außen oft gefühlskalt und unnahbar. Dies ist eine Folge der vielen Rückschläge, die er in seinem langen Leben erfahren musste. Er vertritt die Meinung, dass er allein am besten zurecht kommt, weil man sich um niemanden Sorgen müsse, den man im Laufe der Zeit verlieren könnte. Er versucht stets nicht all zuviel Nähe zu anderen aufzubauen, doch dies gelingt ihm nicht immer.

    Aussehen
    Dorian ist 1,86 m groß und von athletischer Figur. Sein langes, schwarzes Haar hat den Anschein, dass es im fahlen Mondlicht in einem mystischen blau leuchtet, seine Haut ist so weiss, dass sie, das Licht der Umgebung zu reflektieren scheint . Und wenn man tief in seine giftgrünen Augen blickt, dann glaubt man darin ein loderndes Feuer zu erkennen. Sein Blick wirkt meist finster, während ein böses Lächeln auf seinen ebenso weissen Lippen liegt. Er trägt oft einen langen Mantel aus schwarzem Samt, darunter hat er immer eine schwarze Panzerweste und eine hellblaue Hose mit roten Streifen an den Außenseiten. Genauso wie sie im amerikanischen Bürgerkrieg von den Nordstaatlern getragen wurde, sowie dazu passende schwarze Lederstiefel.

    Charakter
    Dorian ist ein Wesen, dass es ungern zugibt, wenn er sich einsam fühlt. Aufgrund seiner Einsamkeit, denkt er oft an glücklichere Zeiten und sehnt sich manchmal nach seiner Sterblichkeit zurück, die ihm damals gewaltsam genommen wurde. Er ist oft in Gedanken versunken und vergisst dabei alles um sich herum. Wenn man ihn näher kennenlernt, dann merkt man schnell, dass sich eine sanfte Seele in diesem nach außen so kalten Wesen verbirgt.


    Eigenarten
    Dorians ruhiges und berechnendes Äußeres verbirgt eine tiefe Traurigkeit im Inneren.
    Des weiteren ist er sehr verschlossen und erzählt kaum von seiner Vergangenheit.
    Nach all den Jahren seines unnatürlichen Ablebens, schwärmt er noch immer für Zigarren. Obwohl Geruch und Geschmack für so manchen Vampir (und auch für den ein, oder anderen Menschen) kaum erträglich sind. Man kann ihn des öfteren dabei beobachten, wie er genüsslich eine Havanna pafft.

    Wesen, die von Dorian als Anmutig angesehen werden, werden von ihm stets würdevoll behandelt. Dies Äußert sich sowohl in Ausdrucksweise als auch in seinem Benehmen.

    Schwächen
    Eine von Dorians Schwächen sind Erinnerungen an seine, im Krieg, begangen Taten, so das er für Sekunden angreifbar wird.
    Oft überschätzt er sich selbst, was schnell zu unerwünschten Überrumplungen führen kann. Seine Liebe zu der Herrlichkeit seiner Umgebung, lenkt ihn häufig vom eigentlichen geschehen ab. Auch dies hat meist den Effekt, dass er überrumpelt werden kann.


    Fähigkeiten
    Dorian hat sich nur wenig um seine speziellen Fähigkeiten gekümmert. Erst vor kurzem entdeckte er die Fähigkeit, des Gedankenlesens.
    Jedoch beherrscht Dorian die natürliche Gabe, seine Gegner mit lästigen Kommentaren und sarkastischen Sprüchen in die Irre zu führen.

    Waffen
    Dorian trägt stets ein 98 cm langes Breitschwert aus dem 13 Jh. unter seinem Mantel. Die Klinge ist mit mysteriösen Ornamenten verziert und hat eine sichelförmige Parierstange.

    Lebenslauf
    Dorian wurde am 30 April 1791 in einem kleinen Ort nahe Montreal/ Kanada, als James Antoine Ardell, geboren. Er war der Sohn von Charles Dorian Ardell, der als 16 jähriger, 1783 mit seiner britischen „Loyalisten“ Familie, nach Kanada umsiedelte. Seine Mutter, Fabienne Joliet, war eine französisch stämmige Kanadierin, die Charles 1785 kennen und lieben lernte. Sie heirateten 1788, an einem wunderbaren, kanadischen Sommertag. Doch etwas überschattete das Glück des jungen Paares, denn lange Zeit schien es, dass sie kinderlos bleiben würden.

    Doch im August des Jahres 1790 sollte es sich zutragen, dass Fabienne endlich ein Kind unter ihrem Herzen trug. In einer stürmischen Aprilnacht 1791, gebar Fabienne schließlich ihren ersten und einzigen Sohn. James wuchs behütet im Kreise seiner Familie auf. Er war ein recht fröhliches, aufgeschlossenes Kind, das sich ständig auf Erkundungstour befand. Oft ging er mit seinem Vater zum Fischen an den kleinen See in der Nähe ihres Hauses, oder lag einfach stundenlang auf den saftigen, grünen Wiesen, die ihr Land umgaben. Doch seine unbeschwerte Kindheit sollte im Jahre 1802 jäh enden. In jenem Jahr verstarb sein über alles geliebter Vater an Krebs. An diesem Tag zerbrach etwas in dem einst so fröhlichen und unbeschwerten Jungen. Fortwährend saß er des Nachts am Fenster, in seinem kleinen Zimmer, blickte zu dem Sternen und erinnerte sich an die Minuten, die er am Sterbebett seines Vaters verbrachte.

    „James, mein guter Junge. Ich kann nun nicht länger bei Dir bleiben, um zu sehen wie aus Dir ein kräftiger, junger Mann wird, denn der Herr ruft mich nun zu sich. Versprich mir, das Du immer auf deine liebe Mutter acht geben wirst. Sei ihr ein guter Sohn und hilf ihr wo Du nur kannst. Und beschütze sie vor allen Gefahren..... James, ....versprichst Du es mir?“ , fragte ihn sein Vater.
    „Aber wie soll ich das schaffen mein lieber Vater? Ich bin doch noch ein Kind. Bitte, lass Mutter und mich nicht allein hier zurück!“ , wimmerte James mit Tränen in den Augen. „Du bist ein starker Junge mein Sohn. Bitte verspreche es mir.“ , flehte sein Vater erneut. „Ja...mein lieber Vater....ich Verspreche es.“ , antwortete James ihm weinend. Mit diesen Worten legte Charles Dorian Ardell seinen Kopf in das Kissen und schloss die Augen für immer. Und James spürte wie die Kraft der Hand seines Vaters, die er die ganze Zeit liebevoll in der seinen hielt, erstarb. In diesem Moment fühlte James zum ersten mal eine tiefe Leere in seinem Herzen.


    Doch das Leben ging weiter, denn das Land musste bewirtschaftet werden und jeden Monat und jedes Jahr arbeiteten James und seine Mutter hart, um zu überleben. Doch James war nicht mehr derselbe. Er war still und verschlossen geworden, sprach nur noch sehr wenig und arbeitete von früh bis spät auf den Feldern. Nur die ansehnliche Nachbarstochter Emily Strode fand Zugang zu ihm. Sie war ein sehr hübsches, junges Mädchen. Sie hatte lange, blond gelockte Haare und ein Gesicht, das dem eines Engels glich. Ihre Figur war zierlich und wirkte sehr zerbrechlich. Meist trug sie einfache Kleider, wie sie auf dem Lande eben üblich waren. Häufig brachte sie ihm Gebäck, wenn er nicht einmal zur Mittagsstunde die Felder verließ. Schon bald entflammten beide in starker Liebe zueinander und verbrachten jede freie Minute zusammen. Oft war sie die einzige, die ihm ein kurzes Lächeln entlocken konnte.

    Am 18 Juni 1812 nutzten die sogenannten “Warhawks“, wie man die Vertreter der Frontier Staates, der mit den Briten im Krieg befindlichen USA nannte, die britischen Übergriffe als Vorwand, um einen Eroberungsfeldzug gegen Kanada zu beginnen. Dies war der Moment, an dem James sich an die Worte seines Vaters erinnerte

    `Versprich mir, das Du immer auf deine liebe Mutter acht geben wirst...... Und beschütze sie vor allen Gefahren... .` Weder seine Mutter noch Emily konnten ihn von seinem Entschluss, sich einer in Montreal befindlichen Miliz anzuschließen, abbringen. Nur zwei Wochen nach Kriegsbeginn, verließ er Emily und seine Mutter und machte sich auf den Weg nach Montreal. Am 17 Juli 1812 gelang der britischen Streitmacht, unter der Führung des Generalmajor Isaac Brock, die Eroberung der Festung Fort Mackinac und es schien, dass die Amerikaner nach mehreren schweren Niederlagen bald kapitulieren würden und daheim hoffte man auf James baldige Rückkehr. Doch dies lag noch in weiter Ferne. Am 13 Oktober erlitten die Amerikaner eine weitere, schwere Niederlage in der Schlacht von Queenston Heights, jedoch fand auch der tapfere Generalmajor Borck in dieser Schlacht den Tod, was den Amerikanern wieder zu etwas mehr Ansporn verhalf. Am 27 November kämpfte James in der Schlacht von Lacolle Mills. Zwar gewannen sie die Schlacht, doch James verlor dabei viele neu gewonnen Freunde. Und jedes mal starb ein Teil von ihm mit ihnen.

    Nach diesem ersten, gescheiterten Eroberungsversuch von Montreal, zog James mit seiner Miliz weiter in die stark umkämpften Gebiete westlich des Ontariosees, um die dortigen britischen und indianischen Truppen zu unterstützen. Dort kam es immer wieder zu heftigen Gefechten, in denen die Briten über ein halbes Jahr starke Angriffe abwehrten. Jede Woche schickte James Briefe in die Heimat, in denen er von seinen Aufenthaltsorten sowie von den jeweiligen Verläufen des Krieges berichtete. Und mit jedem Brief, den Emily von ihm erhielt, wuchs in ihr der Wunsch, ihn endlich wieder in die Arme zu schließen. Also fasste auch sie einen Entschluss.

    Am Abend des 4 Oktobers 1813, bekam James dann unerwarteten Besuch. Es war Emily, die vor lauter Sehnsucht nach ihm, mit einer weiteren Miliz, in das umkämpfte Gebiet kam. Doch James hatte sich verändert. Die vielen Kämpfe hatten ihn verbittert gemacht und dies äußerte sich in einer erschreckenden Kälte gegenüber Emily. Sie flehte ihn an, wieder mit ihr nach Hause zu gehen, doch James verweigerte sich ihr. Und so stritten sie die ganze Nacht, bis Emily im Morgengrauen weinend davon lief. Erst da merkte James, wie fanatisch er bereits geworden war, kam zur Vernunft und lief ihr nach. Als er sich ein Stückchen von Lager entfernte, sah er sie nur wenige Meter von ihm entfernt, unter einem gewaltigen, noch immer saftig, grünen Baum sitzen und als sie ihn ihrerseits erblickte, wusste sie, dass er jetzt bereit war mit ihr Heim zu gehen, wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und lächelte ihn an. James spürte eine unglaubliche Wärme, als sie ihm dieses Lächeln schenkte. Er wusste, dass nur sie die Leere, die der Tod seines Vaters einst in seinem Herzen hinterließ wieder füllen konnte.

    Und wie aus einem wunderschönen Traum gerissen, hörte er plötzlich amerikanische Schlachtrufe. Er sah wie sich Emilys Gesicht vor Angst verzerrte. Sie sprang auf und lief so schnell sie konnte auf ihn zu, als plötzlich Schüsse durch die Luft hallten..... Dann stürzte sie, von einer Kugel getroffen, zu Boden....., sah wieder zu ihm auf und blickte ihn traurig an. Die ersten Sonnenstrahlen brachten ihr goldenes Haar zum leuchten und ließen die Tränen, die erneut über ihr Gesicht flossen, regelrecht glitzern. Und ganz leise flüsterte sie ihm etwas zu. Viel zu leise, als dass er es bei all dem Kriegsgetöse hätte hören können. Doch er wusste genau was sie ihm zu flüsterte..... „Ich liebe Dich, James Antoine Ardell!“ .....

    Dann sank ihr Kopf in das hohe Gras, mit dem der frische Morgenwind spielte.
    Kugeln zischten durch die Luft, doch James stand noch immer völlig regungslos da. Bis ein starker Schmerz in seiner rechten Schulter ihn ebenfalls niederstreckte. Wie in Trance viel er auf den Rücken und blickte dabei in Richtung Osten, in die aufgehende Morgensonne.
    `So wunderschön wie meine Emily!` , dachte er. Dann hörte die Zeit für ihn auf zu existieren und er verlor die Besinnung......

    Zwei Wochen später erwachte er in einem Lazarett in Montreal. Man berichtete ihm, dass die britischen Truppen schwere Verluste hinnehmen mussten und das er, nachdem er von einer Kugel in die Schulter getroffen wurde, in letzter Sekunde von seinem Kameraden gerettet wurde. Doch das alles kümmerte ihn nicht, denn er dachte nur an Emily, wie er sie vor dem wunderschönen Baum zu Boden fallen sah und hoffte inbrünstig, dass auch sie noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden konnte. Um so entsetzlicher war schließlich der Moment der Gewissheit. Ein paar Soldaten, die ebenfalls in den kämpfen am Ufer des Sees verletzt und in das Lazarett gebracht wurden, berichteten ihm, dass es unmöglich war zu ihr durchzukommen, da die US Armee schon viel zu weit vorgedrungen war. Voll Trauer sank er in denselben gebrochenen Zustand zurück, den einst schon der Tod seines geliebten Vaters hervor rief. Er lag in seinem Krankenbett und starrte völlig willenlos an die Decke, ohne auch nur ein Wort zu sprechen.


    Drei Monate später verließ er das Lazarett und kehrte nach Hause zurück. Erschrocken stellte er fest, dass dort niemand mehr war. Aber wo war seine geliebte Mutter Fabienne? Wo blieb die wärmende Umarmung einer erleichterten Mutter, für ihren heimkehrenden Sohn, der soviel Leid erfahren musste? Erschöpft und entmutigt setzte er sich an den verstaubten Tisch. Dort saß er eine ganze Weile und wartete darauf, dass seine Mutter endlich Heimkehren würde. Nach einiger Zeit hörte er das Gartentor knarren. Sofort sprang er auf und rannte nach draußen, um seine liebe Mutter in die Arme zu schließen, doch es waren nur ein paar kleine Jungen.

    „Oh....Entschuldigt bitte unser Stören. Wir dachten dieses Haus sei unbewohnt, seit sich Madame Ardell das Leben nahm, um wieder bei ihrem, im Krieg, gefallenen Sohn zu sein.“ , erklärte sich einer von ihnen. Entsetzt sank James in die Knie, nahm die Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Und er schrie und schluchzte vor Trauer, denn alle die ihm je etwas bedeuteten waren tot. Und wieder erinnerte er sich an die Worte seines Vaters auf dem Sterbebett und sprach zum ersten Mal, seit der schrecklichen Nachricht von Emilys Tod.

    „Vater....das habe ich nicht gewollt! Ich tat genau das Falsche um sie zu beschützen. Ich habe sie im Stich gelassen....bitte Vater, bitte vergib mir.“ , schluchzte er vor sich hin. Der Junge, der soeben noch mit ihm sprach, empfand Mitleid für den am Boden zerstörten James und versuchte ihm Trost zu spenden.
    „Kanntet ihr die Madame, so tut es mir leid. Hört auf zu weinen! Irgendwann müssen wir alle einmal gehen.“ Wutentbrannt sah James den Jungen nun an und stieß ihn schließlich gewaltsam von sich fort.
    „Verschwindet von hier, ihr nutzlosen Bastarde!“ schrie er den Jungen entgegen. „Oder....bleibt! Und findet den Tod!!! Denn nur das ist es was ich zu geben vermag! Alles was mir lieb und teuer war, ist bereits tot, nur ich....ich lebe immer noch!“ Die Jungen rannten in Windeseile und voller Angst, vor dem rasenden James, davon. Noch einmal sah James sich um, nur um sicher zu gehen, dass auch alle fort waren, dann holte er ein Fass mit Petroleum aus dem Schuppen, verschütte es im ganzen Haus und ließ den Ort, an dem er einst so unbeschwert aufwuchs, in Flammen aufgehen.

    Er konnte die Flammen noch von Weitem sehen, als er den Ort wieder verließ. Von diesem Tag an hatte er kein Zuhause mehr und kämpfen wollte er auch nicht noch einmal, also umwanderte er die Kriegsgebiete weitläufig und zog sich in die Wildnis Kanadas zurück. Lange Zeit hielt er sich dort verborgen und lebte Tag ein, Tag aus immer vor sich hin. Dem harten, kanadischen Winter schenkte er kaum Beachtung, denn er fühlte sich mittlerweile nur noch wie ein Schatten seiner selbst, ohne Vergangenheit und Zukunft. Langsam wich der Winter. James hatte inzwischen eine große Vorliebe für Zigarren entwickelt. An jedem Ort, durch den ihn seine Reise führte, besorgte er sich welche, um sie genüsslich auf seinem weiteren Weg zu paffen. Das Jahr verstrich und ein neuer Winter begann, als James sich, am Lagerfeuer sitzend, eine Zigarre anzündete und noch einmal der Vergangenheit gedachte. Er erinnerte sich an die Zeit, die er in so manchem Winter mit Emily vor dem wärmenden Kamin verbrachte. Und plötzlich und völlig unerwartet, verspürte er den Wunsch heimzukehren.


    So kam es, dass er am 18 Januar 1815 zum ersten Mal nach über einem Jahr in seinen Geburtsort zurückkehrte. Trotz der bitteren Kälte des Winters wurde es ihm Warm ums Herz, als er aus der Ferne die Lichter des kleinen Ortes erblickte. Schnell führte ihn sein Weg zu der Stelle, an der sich einst sein Haus befand. Es war nicht völlig niedergebrannt. An einigen Stellen war es in sich zusammen gefallen und ein paar Wände waren teilweise noch erhalten geblieben. Jedoch schien es nicht mehr bewohnbar. Er zündete sich ein wärmendes Feuer an und wollte sich gerade schlafen legen, als er etwas in der Ruine bemerkte, indem sich das prasselnde Feuer spiegelte. Sofort räumte er die morschen, halb verbrannten Balken beiseite und eine Truhe kam zum Vorschein, die offensichtlich keinen Schaden durch das einstige Feuer erlitten hatte. Aber was war das für eine seltsame Truhe? Er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Hatte sie einst seinem Vater gehört? Die Truhe war nicht verschlossen, also öffnete er sie augenblicklich. Er fand darin ein anmutig wirkendes Breitschwert aus dem 13 Jahrhundert, das offenbar völlig unberührt vom nagenden Zahn der Zeit geblieben war, sowie einen langen Mantel aus ungewöhnlich kräftigem, schwarzem Samt. Und auch an diesem Kleidungsstück fanden sich keinerlei Mängel. Am nächsten Morgen legte er sich den Gürtel des Schwertes um die Hüften und schwang sich in den Mantel. Beides schien wie für ihn gemacht, da es perfekt passte. Nun wollte er wieder weiter ziehen, zu dem Ort, an dem er seine Emily das letzte Mal sah.

    Viele Tage später erreichte er das Ufer des Ontariosees, als bereits die Dämmerung einsetzte. Nur noch ein paar Schritte und er hatte den gewaltigen Baum erreicht, an dem sie damals gesessen hatte. Der Baum war nun kahl, nur ein einziges, gelbes Blatt hing noch an einem der riesigen Äste. Er sah zu dem Blatt hinauf und sagte
    „Oh Emily, warum nur bin ich damals nicht gleich mit dir Heim gegangen....?“ In diesem Moment setzte leichter Schneefall ein, der das Blatt von dem Ast löste und es behutsam nach unten trug. James streckte die Hand danach aus, um es aufzufangen. Niemals zuvor, seit Emilys Tod, hatte er sich ihr wieder so nah gefühlt.

    Kurz bevor das Blatt in seiner Hand landete, legte plötzlich jemand seinen Arm um James Hals und zog ihn mit einem Ruck nach hinten. Dieser Jemand war von unglaublicher Stärke, so dass James sich nicht aus seiner eisernen Umklammerung befreien konnte. Mit letzter Kraft zog James sein Schwert aus der Scheide, doch es war zu spät. Der Angreifer hatte ihm bereits in den Hals gebissen und James hörte wie er wieder und wieder sein Blut schluckte. Seine Kraft verließ ihn und das Schwert fiel ihm aus der zitternden Hand. James Lebenskraft ließ mehr und mehr nach und er sackte in die Knie, doch noch immer ließ der Fremde nicht von ihm ab. Dann endete plötzlich sein giererfülltes Schlucken und eine Stimme, die James durch Mark und Bein ging, ertönte.

    „AAAAHHHHH.......Soviel Leid und Schmerz in diesem Blut!“ , noch immer wurde James von dem Fremden fest in seiner Umklammerung gehalten, obgleich er nicht mehr in der Lage war sich zur Wehr zu setzen.
    „Es ist nicht meine Art, aber heute werde ich Euch, meinem teuren Opfer, etwas schenken, das Euch viel Zeit geben wird, um der Welt das Leid zurückzugeben, das Euch zu teil wurde!“ , sagte der Mann. James konnte hören, wie sein Angreifer sich die Haut an seinem Schwert schlitzte. Dann legte er ihm sein linkes Handgelenk an den Mund und er spürte das Blut des Mannes auf seinen Lippen. Er schluckte etwas davon und fühlte plötzlich eine eigenartige Kraft in sich aufsteigen. Gierig begann er an der Wunde zu saugen. Mehr und mehr trank er das Blut, welches der Mann ihm Opferte. Es schien für jenen Mann nicht ganz schmerzlos gewesen zu sein, da er während der gesamten Prozedur, schmerzverzerrte Geräusche machte. Schließlich stieß der Mann ihn von sich weg und sprach mit geschwächter Stimme.
    „Genug für heute arme, gepeinigte Seele. Andere sollen jetzt der Quell Eures Lebens sein! Nehmt das Blut der Lebenden, wann immer es Euch danach verlangt. Vielleicht ist nun die Zeit Eures Leides vorbei und Ihr seit derjenige, der Leid bringt. Nun rate ich Euch nur noch, Euch von dem brennenden Licht der Sonne fernzuhalten und sage Lebewohl. Denn mehr bin ich nicht bereit zu offenbaren.“


    Mit diesen Worten verschwand der Fremde und ließ James im Schnee liegend zurück. Erst von starken Krämpfen gequält, konnte er seinen Körper im nächsten Moment nicht mehr fühlen und auch das Denken fiel ihm schwer. Dann sah er nichts mehr, außer einem gleißenden Licht um sich herum. Plötzlich stand er auf einer wunderschönen, grünen Wiese und in einiger Entfernung waren seine Eltern zu sehen und in ihrer Mitte wiederum stand die liebliche Emily. Er wollte zu ihnen laufen, doch desto näher er kam, desto mehr verdunkelten sich die Wolken. Und auf einmal verzerrten sich die Gestalten seiner Liebsten und verwandelten sich in boshafte Geister, die ihn ergriffen und weit von sich weg warfen. Nun stand er auf einem Friedhof und sah eine Begräbnisfeier, die nur ein paar Schritte von ihm entfernt statt fand. Er lief zu der Gesellschaft und riss den Deckel des Sarges herunter, um zu sehen, wessen Begräbnis dies war und wich dann schreiend zurück, denn er selbst war es, der in dem Sarg seine letzte Ruhe finden sollte. Noch während er zurückschritt und die Augen voller Entsetzen nicht von dem Leichnam abwenden konnte, stolperte er und fiel rückwärts in ein tiefes Loch, das sich mit einem mal in ein gewaltiges Maul mit riesigen Fangzähnen, verwandelte und ihn verschlang.

    Im nächsten Augenblick befand er sich in dem Sarg, vor dem er eben noch zu Fliehen versuchte. Er fing wie verrückt an, an dem Sargdeckel zu kratzen. Er kratzte wie wahnsinnig, solange bis seine Finger blutig waren und das Holz langsam zu bersten anfing. Und als er es endlich schaffte das Holz des Deckels zu durchbrechen, rieselte feuchte, kalte Erde auf ihn nieder. Und auch durch diese begann er sich völlig Panisch hindurch zu wühlen, bis seine Arme endlich aus seinem feuchten Grab hinaus ragten. Mit einem gewaltigen Satz, sprang er schlussendlich, aus dem von ihm gegrabenen Loch. Nun befand er sich inmitten einer Hochzeitsgesellschaft. Und der Priester erhob seine Stimme, die so laut war, dass James sie kaum ertragen konnte.
    „Wollt Ihr, Fabienne Joliet, den hier anwesenden Charles DORIAN Ardell, zu Eurem, Euch angetrauen Ehemann nehmen? So antwortet mit: Ja.“ Besonders der zweite Vorname seines Vater, dröhnte in James Ohren und hallte ständig wider. Dann antwortete seine Mutter mit
    „Ja, ich will.“ , und ihre Stimme wirkte auf ihn so schrill, dass sich ihm die Haare sträubten. Er ertrug diese ohrenbetäubenden Stimmen nicht mehr und versuchte sich verzweifelt die Ohren zuzuhalten. Doch es gelang einfach nicht sie verstummen zu lassen. Auf einem mal ertönte ein spöttisches Kichern und als er sich die Hochzeitsgesellschaft ansah, bemerkte er, dass jeder einzelne bereits ein vermoderter Leichnam war. Und alle zeigten mit dem Finger auf ihn und Kicherten. Das war zuviel für James. Erneut machte er einen gewaltigen Satz und landete direkt hinter dem Hochzeitspaar. Plötzlich hatte er gewaltige Pranken, mit denen er sogleich die verweste Braut niederstreckte. Dann wandte er sich zum Bräutigam, biss ihm blitzschnell in den Hals und trank sein Blut, bis auch dieser zu Boden sank. Nun stand er wieder allein auf dem großen Platz. Es schien, als wäre er von dem soeben getrunkenen Blut völlig berauscht, denn er wankte nun, schweren Schrittes, über den Platz. Das Kichern war längst verstummt und niemand war mehr zu sehen, als wieder der Name seines Vaters in seinem Kopf dröhnte „CHARLES DORIAN ARDELL.....CHARLES DORIAN ARDELL ....... ARDELL ...... ARDELL ...... -DORIAN ARDELL ..... ARDELL ..... -DORIAN ARDELL .... ARDELL .... ARDELL!“ , hallte es, bis wieder alles um ihn herum in gleißendes Licht gehüllt war und er langsam vom Rande des Wahnsinns zurück in die Realität taumelte


    Mit einem tiefen Atemzug erwachte James, noch immer im Schnee vor dem großen Baum liegend. Was war nur mit ihm geschehen?
    `War das alles bloß ein Ohnmachtsanfall, den die Kälte und die Erinnerung an bessere Zeiten ausgelöst hatte?` , fragte er sich. Sofort fasste er sich an den Hals, an dem sich keine Wunden befanden. Nun war er sich sicher das, das soeben erlebte nur ein schrecklicher Traum war. Er rappelte sich auf, klopfte sich den Schnee vom Mantel und sah sich um. Der Mond stand schon hoch oben am Himmel und der Schneefall war bereits vorüber. Er fühlte sich kräftig und fror seltsamerweise überhaupt nicht, obwohl er offenbar längere Zeit in Schnee gelegen haben musste.

    `Was für ein seltsamer Traum! Und was hat er zu bedeuten?` , dachte er sich. In seinem Kopf dröhnte noch immer der Name seines Vaters, als er plötzlich zu einer Erkenntnis kam. Er hatte im Traum seine eigene Beerdigung gesehen, was ihn zu dem Schluss kommen ließ, dass James Antoine Ardell, also er selbst, ebenfalls tot sein sollte. Es war niemand mehr da, für den er existierte. Niemand war noch auf dieser Welt, dem sein Name etwas bedeutete, also Beerdigte er seinen Namen, an dem Ort, an dem auch seine Emily ihr Leben ließ und beschloss fortan ein anderer zu sein.
    `Dorian!` , dachte er. `Ja, das ist ein guter Name.` Von diesem Tag an, sollte dies also sein Name sein.

    Und so machte sich der “neugeborene“ Dorian wieder auf den Weg. Der Krieg war vorüber und die Grenze nach Amerika stand ihm nun offen. Er wollte endlich das Land sehen, das ihm so viel Leid zugefügt hatte. Sein neues Ziel hieß nun New York und dies war ein weiter und beschwerlicher Weg. Noch in derselben Nacht, in der er den seltsamen Traum hatte, sollte sich zeigen, dass es ganz besonders schwer werden würde. Etwas war mit ihm geschehen, in jener Nacht, denn kurz bevor der Morgen graute, fühlte er ein merkwürdiges Kribbeln am ganzen Körper. Er hatte gerade einen kleinen Ort, dessen Name er nicht kannte, erreicht, als das Kribbeln in ein starkes Brennen seiner gesamten Haut überging. Dann kam die Sonne langsam hinter einem Hügel hervor und der Schmerz wurde unerträglich. Er krümmte sich und betrachtete dabei seine Hände. Er schrie kurz vor Entsetzen auf, als er sah wie seine Haut anfing völlig zu verbrennen. Die Erinnerung an die Worte seines Angreifers, am Ufer des Sees, rettete ihn schließlich vor dem schrecklichen Verbrennungstod.
    `Nun rate ich euch nur noch, euch von dem brennenden Licht der Sonne fern zuhalten....`

    Mit letzter Kraft konnte er sich in eine nahgelegene, alte Scheune retten. Zitternd und zusammen gekauert, verbrachte er dort zwei Tage. Erst bei Anbruch der dritten Nacht wagte er sich wieder nach draußen, denn all seine Verbrennungen waren, scheinbar auf wundersame Weise, wieder verschwunden. In dieser Nacht lief er so schnell er konnte, um den nächsten Ort zu erreichen, an dem er sich vor dem Tageslicht in Sicherheit bringen konnte. Dies wiederholte er solange, bis er endlich die Eisenbahnlinie nach New York erreichte. Die Fahrt, die er in einem der Güterwagons verbrachte, dauerte mehrere Tage, bis er schließlich in New York ankam. Während seiner Reise hatte Dorian noch weitere, erschreckende Veränderungen durchgemacht. Ein seltsamer Hunger überkam ihn, den er weder mit seinem Proviant, noch mit anderen Dingen, zu stillen in der Lage war. Auch sein Gebiss veränderte sich, denn seine Eckzähne wurden zu langen, scharfen Hauern.

    Müde und geschwächt wankte er nun endlich durch die Gassen von New York. Der seltsame Hunger Quälte ihn immer mehr, bis er in einer dunklen Gasse zu Boden fiel. Als er dort lag, erinnerte er sich erneut an den Fremden aus seinem Traum und wie er dessen stärkenden Lebenssaft in sich aufnahm. Bei dem Gedanken an das Blut, welches er dort zu sich nahm, wuchs sein Hunger mehr und mehr. Plötzlich beugte sich jemand über ihn und er hörte eine kratzige Stimme sagen
    „Oh man, der ist ja schon ganz kalt! Na mal sehen, was der schönes mit sich rum getragen hat?“ Dorian öffnete die Augen nur ein klein wenig und erblickte einen heruntergekommen Mann, mit sehr schlechten Zähnen und zerlumpten Kleidern, der auf seinen Oberschenkeln saß und in seinen Taschen herum wühlte. Und wieder hörte er die Worte des Fremden, vom Ufer des Sees
    `Genug für heute arme, gepeinigte Seele. Andere sollen jetzt der Quell eures Lebens sein! Nehmt das Blut der Lebenden, wann immer es euch danach verlangt.` Mit einem letzten Kraftschub, ergriff er mit seiner rechten Hand den Hals des Mannes, zog ihn an sich heran, grub seine Zähne tief in seine Halsschlagader und trank sein Blut. Er spürte all seine Kraft zurückkehren und den Hunger vergehen. Er trank solange, bis in seinem Kopf eine Art innere Stimme ertönte
    `Lass ab von ihm, sonst nimmt dich der Tod mit sich!` Erst nach diesen Worten ließ er ab von dem Mann, der sogleich schlaff zu Boden fiel. Dorian fühlte sich auf seltsame Art und Weise, von dem Blut, berauscht, genau so wie in seinem Traum. Entsetzt und angewidert von sich selbst, richtete er seine Augen in den nächtlichen Himmel und sagte

    „Vater,.... soll dies nun meine Strafe sein? Soll ich nur noch des Nachts umher wandern und meinen Mitmenschen das Blut aus den Adern saugen? Welch grausame Ironie, dass ich, der im Krieg einst so sehr dem Töten verfallen war, dass ich sogar ein wunderbares Mädchen und meine geliebte Mutter in den Tod trieb, nun nur durch den tot anderer weiter Leben? Wenn dies Deine Strafe für mich ist, dann muss ich sie ertragen, bis Du mir wieder gütlich gestimmt bist und diesen Fluch von mir nimmst.“ Seit dieser Nacht kehrte der Hunger in jeder weiteren Nacht zurück. Er konnte ihm jedoch höchstens zwei Nächte lang widerstehen, dann musste er abermals töten.

    Ein altes Kellergewölbe unter einer verlassenen Lagerhalle gewährte ihm tagsüber Schutz vor dem grellen Sonnenlicht. Und des Nachts ernährte er sich dann von Landstreichen und Prostituierten, ohne je eine Ahnung davon zu haben, zu was er eigentlich geworden war, oder auch nur einen anderen Vertreter seiner eigenen, dunklen Rasse anzutreffen. Die Jahre vergingen, doch der Verfall, den die Zeit stets mit sich bringt, schien spurlos an Dorian vorbeizuziehen, denn an seinem Aussehen konnte man sein tatsächliches Alter nicht mehr ablesen. Noch immer war er mit jugendlicher Schönheit gesegnet. Jedoch war dies eine Schönheit, für die ihn niemand bewundern konnte, da nur die, durch dessen Blut er versuchte seinen Hunger zu stillen, ihn je zu Gesicht bekamen.


    An einer recht angenehmen Aprilnacht im, Jahre 1825, sollte seine Einsamkeit jedoch ein jähes Ende nehmen. Die Sonne war seit etwa drei Stunden dem Mond gewichen, als Dorian das Blut einer hübschen, blonden Prostituierten trank, mit der er sich zuvor noch angeregt unterhalten hatte. Gerade als sie ihren letzten Lebensfunken verlor und der Glanz ihrer Augen erlosch, erhob sich eine anmutige Stimme aus dem Dunkel der Schatten.

    „Na, na, na!!! Das war aber nicht nett von dem großen, fremden Vampir, der seit einigen Jahren in dieser Stadt herum schleicht, ohne sich uns überhaupt vorzustellen!“ Erschrocken wandte sich Dorian um und versuchte einen Blick auf die Person zu werfen, die nun offenbar sein abstoßendes Unleben entdeckt hatte. Doch es war niemand zu sehen. Bis die Stimme erneut aus dem Schatten heraus zu ihm sprach und die Person zu der sie gehörte anschließend aus selbigem Schatten hervor trat.
    „Und dann besitzt Ihr auch noch die Frechheit, mir die Dame wegzuschnappen, welche ich ursprünglich zum Stillen meines Durstes auserkoren hatte.“ , sagte der zierliche Mann, der nun langsam zu dem Leichnam ging und sich vor ihn kniete.
    „Sieht sie nicht aus wie ein schlafender Engel?“ , fragte er den verwunderten Dorian. Er konnte nicht verstehen, wie dieser Mann gutheißen konnte, was er soeben getan hat.

    Der Mann war mit einem weißen Hemd und einem schottischen Kilt bekleidet. Sein Haar war kupferrot und zu einem Zopf gebunden. Mit seinen großen, klaren, blauen Augen und dem trotz seiner zierlichen Figur ziemlich markanten Gesicht, blicke er Dorian nun neugierig an.
    „Woher kommt Ihr?“ , fragte er schließlich.
    „Kanada!“ , antwortete Dorian mit leiser Stimme.
    „Mmmmhh.... Na Ihr seit ja nicht sehr gesprächig. Bitte verratet mir doch auch noch Euren Namen. Oder hab Ihr keinen?“ , fragte er, während er aufstand und auf Dorian zuging. Doch dieser antwortete ihm nicht und wich ein paar Schritte zurück.

    „Was habt Ihr denn? Ich werde Euch ganz bestimmt kein Leid zufügen. Oder seit Ihr immer noch beschämt, dass Ihr mir meine Mahlzeit genommen habt? Es war nicht meine Absicht Euch zu verschrecken. Sie ist nicht das einzig schöne Mädchen hier, an dem ich mich laben kann.“ , sagte der Fremde nun erklärend zu Dorian, der nun völlig verwirrt schaute und nicht recht wusste, was er dem Mann antworten sollte.

    „Offenbar seit Ihr ein sehr zurückhaltendes Wesen. Nennt mich einfach Creep, denn so nennen mich auch die anderen. Wir beobachten Euch schon eine ganze Weile und dachten, dass Ihr Euch uns vielleicht eines Tages anschließt. Jedoch hatte es bisher auch niemand von den anderen gewagt Kontakt zu Euch aufzunehmen, da sie meinten, dass ihr Euch sonst belästigt fühlen könntet. “Der Herr Vampir wird schon zu uns kommen, wenn Er es für richtig hält.“, meinten sie immer.“ Neugierig antwortete Dorian dem Mann, der sich “Creep“ nannte, nun.
    „Vampir?!? Wovon sprecht ihr?“ Erstaunt sah Crepp Dorian an. Scheinbar musterte er ihn eingehend von oben bis unten.
    „Ihr beliebt zu Scherzen? Hat Euer Meister Euch denn nicht offenbart, wie man uns nennt?“ , fragte Crepp entsetzt. Noch immer blickte Dorian ahnungslos, dann senkte er den Kopf und fragte beschämt.
    „Wenn Ihr mich schon des längeren beobachtet, dann wundert es mich, dass Euch meine Taten, zu denen ich jede Nacht gezwungen bin, nicht verängstigen.“

    „AAAAHHHH, Jetzt versteh ich! Es ist Euch noch nicht recht bewusst, dass einer von Eurem Schlag Euch gegenüber steht. Doch keine Furcht mein Herr, denn auch wir sind Vampire, genauso wie ihr es seid.“ , antwortete Creep ihm nun lächelnd. In diesem Moment konnte Dorian die gleichen Fangzähne, wie auch er sie besaß, in Creeps Mund funkeln sehen und bemerkte auch seine auffällig weiße Haut.
    „Eure Zähne!!! Ihr tragt den gleichen Fluch, wie ich ihn trage! Aber wie....?“ , fragte Dorian erstaunt.
    „Hat Euer Meister denn nie erwähnt, dass es andere wie euch gibt?“ , erwiderte Creep ebenfalls erstaunt. „Ich meine...Ihr wisst doch wohl, dass Ihr nicht der einzige Vampir auf der großen, weiten Welt seid.“ Auf einem mal wurde Dorian bewusst, dass der Mann am Ufer des Ontariosees kein Traum war. Es wurde ihm nun klar, dass dieser Mann der Meister gewesen sein muss, von dem Creep die ganze Zeit sprach. Er fühlte sich kurz sehr seltsam und dann kamen ihm unendlich viele Fragen in den Kopf geschossen.

    „Nein, es war mir nicht bewusst. Ich weiß gar nichts von all dem. Jahrelang hab ich mich im verborgenen gehalten, weil ich darauf wartete, dass man diesen Fluch von mir nehmen würde. Seit fast elf Jahren lebte ich in Einsamkeit. Einen Meister hab ich nie kennen gelernt, da dieser mich gleich nach seiner Tat wieder verließ. Doch wie mir scheint könnt Ihr mir ein guter Meister sein und mich einweisen in die Vorzüge und auch in die Gefahren, die eine Existenz wie die meine erwarten und die ich selbst noch nicht in der Lage war zu erkunden.“ , offenbarte sich Dorian. Entsetzt darüber, dass es scheinbar noch immer Vampire gab, die den heiligen Kodex nicht befolgten, antwortete Creep ihm folgendes.

    „Nun ja, ob ich tatsächlich ein guter Meister für Euch wäre ist fraglich, jedoch bin ich nicht abgeneigt Euch alles zu erzählen, was Ihr zu wissen begehrt. Lasst mich Euch jedoch noch mitteilen, dass ich es bedauere, was Euch widerfahren ist. Es ist eigentlich nicht üblich, dass der Meister seine Schöpfung einfach hilflos zurücklässt. Und lasst mich Euch auch meinen Respekt aussprechen, denn nur wenige wären in der Lage gewesen, ohne jegliches Wissen über das Vampirdasein, so lange zu überleben. Doch kommt nun, denn ich will Euch nun meine Gefährten vorstellen und Euch auf dem Weg alles über unsere Rasse erzählen.“

    Creep redete die ganze Zeit über. Er erzählte Dorian von der beschwerlichen Reise in die neue Welt, die sie unter dem Vorwand Hühnerzüchter zu sein antraten und wie sie Tagsüber in ihren abgedunkelten Kabinen lagen und sich des Nachts in die Frachträume schlichen, um sich von den Hundertschaften an Hühnern, die sie mitbrachten, zu ernähren. Und auch den Kodex der Vampire ließ er nicht aus. Er erklärte Dorian jeden einzelnen Punkt mit erhobenen Zeigefinger und strenger Miene. Und dann endlich erreichten sie das Haus in dem Creep und seine Gefährten lebten. Dieses Haus war recht ansehnlich und geschmackvoll gestaltet, doch erst im Inneren konnte man die wahre Größe des Hauses erkennen. Hier standen jede Menge stilvolle Holzmöbel aus der alten Welt und alles war mit herrlichem Teppich ausgelegt. Creep rief lautstark nach seinen Kameraden, die das Haus noch nicht verlassen hatten, um sich zu nähren. Einer nach dem anderen kam in den großen Raum mit der langen Tafel gelaufen, an der Dorian und Creep sich bereits niedergelassen hatten.

    Die Gemeinschaft bestand noch aus vier weiteren Vampiren. Der Name des Ältesten war Henry Cummingham, der stets behauptete einem englischen Adelsgeschlecht zu entstammen, weshalb die anderen ihn spaßeshalber meist Sir nannten. Die Rest bestand aus Robert, Charlton und Andrew. Auch erfuhr er, dass Creep eigentlich Gabhan McDowell hieß und tatsächlich aus Schottland stammte. Alle waren ganz aufgeregt wegen dem neuen in der Truppe, aber auch Dorian war es anfangs nicht ganz wohl in seiner neuen Rolle.

    Sie redeten die ganze Nacht über das Vampirdasein und erklärten Dorian alles mögliche. Und als der Morgen anbrach, führten sie ihre Unterhaltungen im sicheren Keller des Hauses, der ebenfalls wie eine Wohnung eingerichtet war, weiter. Sie sprachen von den Jägern, die sie in der alten Heimat zurück ließen und von den Abenteuern, die sie erlebten. Creep war ein ganz besonders guter Erzähler, denn wenn er an der Reihe war, dann flogen seine Arme und Beine regelrecht durch den Raum, um seine Geschichten noch bildlicher wirken zu lassen. Und als Dorian ihnen schließlich seine Geschichte erzählte, da hörten alle gespannt und aufmerksam zu. Sie applaudierten, als er von seinen siegreichen Schlachten im Krieg erzählte und spendeten ihm tröstende Worte, als er bei der Passage von Emilys Tod ein paar Tränen verlor, schüttelten verächtlich mit dem Kopf, während er von seiner Blutstaufe berichtete und litten mit ihm, als er ihnen von seiner Einsamkeit in den letzten Jahren berichtete.

    Nacht für Nacht lehrten sie ihm neues, zeigten ihm wie er eins mit dem Schatten werden konnte und erklärten ihm die Nützlichkeit der Aurenveränderung. So gingen die Jahre dahin. Während des Bürgerkrieges blieben sie im Verborgenen und führten danach ein noch viel entspannteres Leben, denn New York wuchs zu einer riesigen Metropole heran, in die täglich neue Nahrung für die sechs Gefährten hinein strömte. Henry und Charlton nutzten die Nacht zusätzlich um Geschäfte zu machen, während sich die anderen vier mit dem Geld ihrer Opfer vergnügten. Es war eine unbeschwerte Zeit für Dorian. Er fühlte sich fast wieder so, wie einst in seinen vergnügten Kindertagen, bevor sein Vater starb, denn die Gewissheit, dass sein toter Vater offenbar nicht voller Groll aus dem Himmel auf ihn herab sah und für seine Veränderungen verantwortlich war, erleichterte ihn. Doch mit den neuen Menschen kamen bald auch mehr und mehr Jäger in das Land und das Leben in New York war nicht mehr ganz so unbeschwert für die sechs Vampire.


    Des öfteren wurden sie nun von Jägern davon abgehalten, ausreichend Nahrung zu bekommen. Hin und wieder gelang es ihnen auch, den ein oder anderen Jäger zu töten und doch schien es, dass sie sich täglich vermehrten. Inzwischen waren 160 Jahre vergangen, seit Dorian und Creep sich zum ersten Mal trafen. So trug es sich schließlich in einer verregneten Herbstnacht 1985 zu, dass Dorian allein von der Jagd Heim kam. Es war kurz vor Sonnenaufgang, als er die Eingangstüren ihres Hauses öffnete und ihm jede Menge Staub entgegen wehte. Der Staub beunruhigte ihn sofort, denn er wusste nur zu gut, was mit Vampiren geschah, denen ihr unsterbliches Leben genommen wurde. Die anderen waren noch immer nicht eingetroffen, also begab er sich in den sicheren Keller, indem er schließlich den Tag allein verbrachte. Und auch als die Sonne wieder unterging, kamen seine Kameraden nicht heim.

    Also setzte er sich allein auf einen Stuhl an die lange Tafel, lehnte sich entspannt zurück, faltete die Hände hinter dem Kopf zusammen, legte die Beine auf den Tisch und wartete auf ein Zeichen seiner Freunde. Er wippte unruhig auf seinem Stuhl hin und her und man konnte die Anspannung in seinem Gesicht erkennen. Plötzlich schallte das Telefon und schneller als ein menschliches Auge es hätte wahrnehmen können, hob er den Hörer ab. Eine leise Stimme fragte

    „James Antoine, bist du es?“ Dieser Name rief für einen kurzen Augenblick alte Erinnerungen in ihm hervor, denn es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass er diesen Namen hörte. Creep und die anderen waren die einzigen, die noch am Leben waren und ihn jemals gehört hatten. Dann antwortete er,
    „Ja, ich bin es. Creep, bist du es, oder vielleicht Sir Henry? Mit wem spreche ich bitte?“
    „Gott sei Dank bist du am Leben. Ich bin es Gabhan! Ich kann jetzt nicht alles ausfühlich erläutern. Du musst schnellstens das Haus verlassen. Nachdem du gestern gegangen warst, blieben wir restlichen noch daheim. Dann klopfte es an der Tür. Als Charlton sie öffnete, kamen plötzlich Jäger hinein gestürmt. Charlton, Andrew und Robert hat’s erwischt.

    Nur Sir Henry und meine Wenigkeit sind davon gekommen. Komm schnellstens zum JFK-Airport. Wir reisen noch heute ab. New York ist nicht mehr sicher, denn wir haben gehört, dass auch noch andere New Yorker Vampirclans gestern Nacht angegriffen wurden.“ , erzählte ihm schließlich der Mann, welcher sich als Creep entpuppt hatte.
    „Aber wohin sollen wir denn gehen?“, fragte Dorian ängstlich.
    „Venedig! Niemand vermutet zur Zeit Vampire an diesem Ort! Dort kön...“

    Plötzlich brach die Verbindung ab. Ohne zu zögern machte sich Dorian auf den Weg zum besagten Treffpunkt, doch er konnte seine Kameraden dort nirgends finden. Er suchte die ganze Nacht nach ihnen und fand keine Spur von Sir Henry und Creep. Niedergeschlagen kehrte er schließlich nach Hause zurück, nur um entsetzt feststellen zu müssen, dass jenes Haus während seiner Abwesenheit in Brand gesteckt wurde. Höchstwarscheinlich von denselben Jägern, die zuvor schon seine Kameraden gejagt hatten. Während er still von Dach eines gegenüberliegenden Hauses mit ansah, wie das Haus, in dem sie lebten, niederbrannte, erinnerte er sich an das Telefonat mit Creep.
    `Venedig! Ja, genau da wollten sie hin`, dachte er.

    Also beschloss Dorian ebenfalls nach Venedig zu Reisen. Einige Nächte später, kam er schließlich mit dem Flugzeug in Lissabon/ Portugal an. Dort nahm er das Blut, eines in seinem Auto wartenden Mannes, um sich mit eben diesem Auto auf den Weg nach Venedig zu machen. Er blieb nie lang in einem Ort, höchstens zwei Nächte, um sich zu stärken, dann Fuhr er weiter. Auch bemühte er sich nicht die Sprachen der Länder zu erlernen, da ihm dies nicht von Belang schien. Die Tage verbrachte er in heruntergekommenen Hotels, oder den Wohnungen seiner Opfer.


    Und so bereiste der mittlerweile recht erfahrene Vampir Dorian, in kürzester Zeit ganz Europa. Nur Paris verließ er nicht sofort wieder. Dort hielt er sich mehrere Wochen auf, um die Schönheit der Stadt etwas auszukosten. Auf seiner langen Reise, entdecke er schließlich seine Vorliebe für Zigarren neu. Anfangs schien es ihm fast unmöglich, Geschmack und Geruch mit seinen geschärften Sinnen zu ertragen und doch konnte er es einfach nicht sein lassen, sich wieder und wieder eine Zigarre anzuzünden. Schlussendlich erreichte er Venedig. Die Stadt übertraf Dorians kühnste Erwartungen, denn sie war weitaus schöner, als er sie sich immer vorstellt hatte.

    Dorian konnte den Geist vergangener Epochen förmlich spüren. All die kleinen Inseln, die durch zierliche Brücken miteinander verbunden waren, faszinierten ihn. Und auch die wunderbaren alten Bauten, gaben ihm das Gefühl, auf wundersame Weise in der Zeit zurück versetzt zu sein. Doch blieb ihm nicht viel Zeit für seine Träumereien, schließlich war er ja gekommen, um seine alten Gefährten zu finden.

    Nach einigen Wochen hatte er ein paar, der in Venedig lebenden Vampire ausfindig machen können, doch keiner schien je etwas von Creep, oder Sir Henry gehört zu haben. Überhaupt fanden sich nur sehr wenige Vampire in dieser Stadt. Die Monate in Venedig verstrichen schnell und noch immer gab es keine Spur von seinen Freunden. Langsam aber sicher, beschlich ihn der Gedanke, das sie längst nicht mehr auf dieser Welt weilten. Schweren Herzens entschied sich Dorian schließlich, Venedig wieder zu verlassen, da er hier offenbar niemanden finden würde. Also fand er sich mit der gegenwärtigen Situation ab und wollte nun Paris etwas genauer kennenlernen.

    Nach seiner Ankunft in Paris, mietete er sich in einem kleinen Stadthotel, das den berühmten Pariser Charme besaß ein und erkundete in den folgenden Nächten die Stadt. Er spazierte auf der Champs-Elysee, besichtigte den Louvre und erfreute sich am Obelisk von Luxor mit seinen beiden, aufwendig gestalteten Brunnen, der sich auf dem Place de la Concorde befand. Und wieder gingen die Jahre dahin und mit der Zeit erlosch für ihn auch die Schönheit dieser wunderbaren Stadt und langsam fühlte er, wie sich erneut die Einsamkeit in seinem Herzen ausbreitete. Längst hatte er beschlossen Paris wieder zu verlassen, um nach Amerika zurückzukehren, als er einen Fremden, auf einem seiner reich verzierten Stühle, im Schatten einer Ecke, seines Appartements vorfand.

    „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ , fragte Dorian erbost. Einige Sekunden später antwortete der Fremde mit ironischen Klang in der Stimme.
    „Nun mein Kind, Ihr habt Euch kaum verändert. Immer noch leidet Ihr an Eurer eigenen Einsamkeit. Und was unternehmt Ihr dagegen? HA, Ihr zündet Euch wie ein gewöhnlicher Sterblicher eine Zigarre an, obwohl Ihr kaum im Stande seid den widerwärtigen Gestank und Geschmack zu ertragen und dies nur, um Eurer einstigen Sterblichkeit hinterher zulaufen! Wie Dumm von Euch!!!“

    Dorians Blick verfinsterte sich und schließlich erwiderte er mit dem selben ironischen Unterton „Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da? Nach über 180 Jahren scheint mein Schöpfer doch tatsächlich Interesse an mir zu Zeigen. Nun denn, was führt Euch nach all der Zeit zu mir? Hat Euch vielleicht auch die Einsamkeit heimgesucht?“
    „Auch wenn Ihr es vielleicht nicht bemerkt habt, so hab ich ständig auf Euch acht gegeben. Erinnert Euch an den ersten Sonnenaufgang, nach Eurer Taufe! Hätte ich nicht im Geiste zu Euch gesprochen, so wärt Ihr jämmerlich verbrannt. Und nur durch mich, ist es Euch in den Sinn gekommen das Blut des zerlumpten Mannes, aus den New Yorker Gassen, zutrinken. Und ich war es auch, der Euch davor bewarte, mit eben diesem Mann in den Tod zugehen. Stets war ich bei Euch!“ , erwiderte Dorians Schöpfer.

    Langsam kroch die Wut in Dorians Herz. Und mit lauter, böser Stimme sprach er „Bleibt ruhig hier im Dunkel sitzen, denn ich werde gehen. Es interessiert mich wenig, ob tatsächlich Ihr es wart, der mir in dieser Zeit half, oder ob ich selbst diese Gedanken hervor brachte. Augenscheinlich habe ich es ohne Eure Hilfe geschafft bis heute zu Überleben. Ihr kommt zu spät mein Herr. Jetzt benötige ich Eure Antworten nicht mehr. Weder Euer Name, noch Euer Aussehen ist für mich von Belang. Einst sagtet ihr zu mir “...mehr bin ich nicht bereit zu offenbaren.“, und dabei soll es bleiben! Also lasst mich in Frieden.“ Mit diesen Worten drehte sich Dorian zur Eingangstür und legte die Hand auf die Klinke, um das Appartement wieder zu verlassen.
    „Eigentlich wollte ich Euch nur einladen mich nach Parisé zu begleiten, denn dort wurde ein recht sicherer Ort für die Unsrigen geschaffen. Sicher gibt es auch dort Wölfe und Jäger. Aber wir werden diesen Wesen zahlenmäßig überlegen sein und ein recht ruhiges leben führen können“ , rief Dorians Schöpfer ihm zu.

    „Parisé? Jenen Namen hab ich nie zuvor gehört! Und außerdem befinde ich mich gerad auf der Suche nach guten Freunden. Bevor ich diese nicht gefunden hab, werde ich nicht in eine unbekannte Stadt fliehen.“ , erwiderte Dorian nun ruhig und sachlich. Und wieder hatte der alte Vampir eine Antwort parat.
    „Wahrscheinlich sind Eure Freunde längst nicht mehr am Leben. Oder auch sie verweilen bereits in Parisé! Die Welt hat sich in den letzten 180 Jahren gewandelt. Sie ist laut und hektisch geworden und so ist es inzwischen auch dort. Aber vielleicht findet Ihr dort endlich einen Platz, der Euch Zufriedenheit schenkt? So kommt doch mit mir?“ , flehte der Vampir. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Dorian das Appartement. Als er zurückkehrte, war auch sein Schöpfer verschwunden., jedoch hatte er eine Nachricht hinterlassen.

    `Sucht die Antworten in Venedig. Wenn Ihr aufrichtig nach ihnen sucht, dann werdet Ihr die Spur Eurer Freunde finden. Verehrte Grüße, Erik` Noch einmal wollte Dorian Venedig durchsuchen, denn vielleicht würde er nun Spuren von seinen Freunden dort finden.

    Aber auch diesmal fand sich keine Spur von Creep und Henry. Doch Dorian blieb in dieser wunderbaren Stadt.
    ` Wahrscheinlich sind Eure Freunde längst nicht mehr am Leben. Oder auch sie verweilen bereits in Parisé! , sagte der Vampir, der sein Schöpfer war, in Paris zu ihm. Die Zeit, die sich Dorian selbst gegeben hatte, um seine Freunde zu finden, war fast verstrichen, als er schließlich die Nachricht des bedauerlichen Todes seiner Freunde von einem Vampir, der Creep und Henry gekannt hatte, erfuhr. Jener Vampir offenbarte ihm auch, dass beide stets von ihrer bevorstehenden Reise nach Parisé erzählten und in der Nacht ihres Todes bereits für die Reise gepackt hatten.


    Nun wurde Dorian von nichts mehr gehalten. Seine lieben Freunde waren Tod. Er entschied sich wieder fort zu gehen. Endlich würde er New York wiedersehen.

    Gleich in der darauffolgenden Nacht, machte er sich für seine Rückkehr nach Amerika bereit. Er beeilte sich nicht mit seiner Reise, denn New York würde ihm nicht davonlaufen. Er lebte dort noch fast zwei Jahre. Und machte sich im Jahre 2005, dann endlich auf den Weg nach Parisé. Er wollte nun endlich zu dem Ort, von dem seine Freunde solange geträumt hatten.

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